CS Emelec – El Nacional 2-1

Im letzten Post stand zwar „Byebye Ecuador“ drin, aber wie erwähnt habe ich in Guayaquil noch für ein Fussballspiel angehalten. Es handelte sich um das nicht unwesentliche Spiel CS Emelec – El Nacional. Nicht unwesentlich darum, weil 3 oder 4 Runden vor Schluss Emelec mit einem Spiel weniger 5 Punkte hinter Barcelona SC zurücklag und – gegeben, dass sie ihr Ding sauber durchzogen – nur einen Patzer von „los amarillos“ brauchte, um die Meisterschaft zu gewinnen.

Das Stadion hörte man schon aus einiger Distanz. Es scheint, dass das Ding hier um eine halbe Grössenordnung grösser ist als etwa in Quito… Das Ticket auf den „Tribünen“ kostete mich 3$.  (Es sei zu erwähnen, dass Tribünen und Stehplätze hier ziemlich gleich aussehen, nur dass man auf den Tribünen (meistens) sitzt und auf den Stehplätzen steht. Echte Stühle gibt es schon auch ein paar für Mehrbessere, aber sind eher so das Äquivalent zu VIP-Logen bei uns. Ich selber ging hier auf die Tribüne, weil ich den Gedanken nicht so cool fand, dass auf den Stehplätzen ein Mörder rumlief… bin zwar nicht sicher ob der unterdessen nicht hinter Gittern ist.) Vor dem Stadion traf ich ebenfalls auf die garantiert engagierteste Verkäuferin Ecuadors. Sie verkaufte Wasser für 25 Cent. Wo die Leute vor dem Stadion Schlange standen, stand sie neben die Schlange und schrie uns ins Gesicht: „¡¡¡AGUA AGUA ¡AGUAAGUAAGUA! AGUA AGUITA AGUA AGUA AGUA!!! 25 CENTAVITOS AGUAAGUAAGUAAA APROVECHEN AGUA AGUA AGUA!!!“, hielt dann einen kurzen Moment inne, und schrie wieder weiter. (Es standen immer noch dieselben potentiellen Kunden an genau derselben Stelle… Scheinbar glaubte sie an die Kraft der Beständigkeit, oder daran, dass sie genug furchteinflössend wirke, dass wir irgendwann aufgeben würden.) Beim Eingang stellte sich dann heraus, dass man das Stadion nicht mit Gurt betreten durfte. Hm. Garderoben gibt es hier natürlich nicht. Ich gab dann den Gürtel der erstbesten Spiessliverkäuferin ohne allzuviel Hoffnung, dass ich ihn danach wieder bekommen würde… Danach durfte ich mir nochmal 10 Minuten lang die Wasserlady anhören und kam dann gerade noch ein paar Minuten vor Spielbeginn ins Stadion.

Ich muss sagen, auch von den Tribünen aus war das eine ziemliche Gänsehautstimmung. Die „Boca del Pozo“ war die erste „barra brava“ (das hiesige Äquivalent zu Ultras) des Landes und ist entsprechend gut verankert. Die ersten 10 Minuten war die ganze Kurve UND die ganze Tribüne am Singen. Danach meistens nur noch die Kurve, aber mit ungebrochener Power. Ich mag Liga als Verein zwar besser, aber die Emelec-Fans haben hier klar die Nase vorn. (Leider kam ich nie dazu, Barcelona zu sehen; das ist auch fan-mässig so etwa der FC Basel des Landes, mit der grössten und aktivsten Gefolgschaft im ganzen Land.)

Zum Spiel selber (ja, das war ja auch noch): Emelec begann klar als die stärkere Mannschaft, ohne aber ein Offensivfeuerwerk abzuliefern. Die meiste Zeit spielte sich das Spiel im Mittelfeld ab mit Emelec im Ballbesitz. Das Spiel war v.A. von Nacional-Seite ziemlich dreckig und voll von Fouls, bezeichnenderweise war das 1-0 von Emelec ein Penaltytor. Nach der Halbzeitpause zündete Emelec dann die Offensivrakete und es brannte pausenlos vor dem Nacional-Tor, was schlussendlich mit dem 2-0 belohnt wurde; wenn ich mich richtig erinnere, aus einer Standardsituation. Danach entspannte sich das Spiel etwas, aber Emelec war weiter dem 3-0 nahe, während Nacional sich darauf beschränkte, Leute umzusäbeln (und eine rote Karte zu kassieren). Irgendwann gegen Ende fiel aus heiterem Himmel ein 2-1. Warum und woher genau, verstand eigentlich niemand so ganz, das verlieh den letzten Minuten aber noch eine gewisse Spannung und nach dem Schlusspfiff war die Erleichterung gross. Emelec damit weiter im Rennen um die Meisterschaft und meine Groundhopping-Akte um einen Eintrag reicher.

Draussen wartete die Spiessliverkäuferin bereits und sprang mir praktisch entgegen, um mir meinen Gurt zurückzugeben. Das nennt man Service. Ich hätte Mühe gehabt, sie überhaupt wiederzuerkennen… Ich nahm dann ein Strassentaxi (was man in Guayaquil nie machen sollte; sogenannte Expressentführungen sind dort der grosse Renner derzeit, aber ich hatte ja als einziges Wertobjekt meine Kamera dabei) und fuhr zurück zum Busterminal, wo ich mit Justin, einem Compañero aus den Galapagos und Montañita, den Nachtbus nach Mancora, Peru nahm. Nun endgültig: byebye Ecuador!

(Nachtrag aus heutiger Sicht: die Meisterschaft ist entschieden. Nachdem sich sowohl Barcelona als auch Emelec noch ein Unentschieden geleistet hatten, verlor Emelec gegen Deportivo Cuenca 1-0 und bescherte damit Barcelona den Meistertitel.)

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