Kleiner Gletscherspaziergang bei Nacht

Wer mich etwas kennt, der hat sicher mitbekommen, dass ich manchmal den Drang habe, mir etwas abzuverlangen, und dass ich gerne (in verschiedenen Belangen) hoch hinaus will. Es gehört ein wenig zu meiner Philosophie, dass der Genuss keinen Wert hat, wenn man ihn sich nicht erkämpft, und gerade auch darum ergriff ich die Chance, als ich die Möglichkeit bekam, den Cotopaxi zu besteigen, obwohl ich alles andere als überzeugt war, dass ich der Herausforderung gewachsen war.

(Vorabinfo: Cotopaxi ist mit 5897 Metern der zweithöchste Vulkan Ecuadors (der höchste ist der Chimborazo mit 63irgendwas) und für seine fast symmetrische Form bekannt. Den Cotopaxi zu besteigen, ist keine „technische“ Route und ohne spezielle Kletterkenntnisse möglich; allerdings ist Gletscherausrüstung (Eispickel und Crampons (Steigeisen)) für die Besteigung notwendig und ein Bergführer natürlich unumgänglich. Herausforderungen sind die Kondition und – natürlich – die Höhe. Die Erfolgsrate ist gemäss irgendwelchen Statistiken 70% für Leute mit Eis-Erfahrung und 30-50% für Leute ohne Eis-Erfahrung.)

Am Mittwoch machte ich mich frühmorgens auf den Weg nach Latacunga, um dort meinen Bergführer und meinen Kletterpartner zu treffen und noch auf eine Akklimatisationswanderung zu gehen, bevor wir am Donnerstag Richtung Cotopaxi fahren würden.

NOOOOT… stattdessen verbrachte ich den Morgen damit, mit den sympathischen Herren von despegar.com zu telefonieren (was ich schon am Abend davor gemacht hatte) und vor einer Bank Schlange zu stehen. Gegen Mittag machte ich mich dann endlich auf den Weg nach Latacunga (etwas weniger als 2 Stunden Busfahrt von Quito) und erreichte eben noch so das Busterminal Quito, ehe der Himmel seine Schleusen öffnete und biblische Fluten über Ecuador hereinbrachen. In Latacunga kämpfte ich mich mit Schirm, meinem Riesenrucksack und unterdessen schon 2 Handgepäckstücken dann zum Taxi und zum Hostel, was sehr unterhaltsam ausgesehen haben muss; bis wir alles schlussendlich fertig organisiert hatten, war es dann schon 4 Uhr. (In der Zwischenzeit konnte ich noch etwas die Stadt erkunden; Latacunga ist eine kleine, sympathische typisch ecuadorianische Stadt, die mich positiv überraschte… Leider keine Bilder, meine Kamera war nicht dabei.) Jedenfalls ging ich natürlich jetzt nicht mehr in die Höhe, und damit bestand meine ganze Akklimatisation daraus, dass ich einige Tage zuvor kurz auf 43irgendwas herumspaziert war. Mein Kletterpartner Matt kam natürlich direkt mit eigenen Crampons und Kletterschuhen daher und hatte jede Menge Erfahrung im Gletscherklettern. Hm. Ich bin da etwas weniger bewandert… Ich war aber dann Egoist genug, um mitzugehen, und zu riskieren, dass meine mittelmässige Vorbereitung ihm den Aufstieg kosten könnte… (Nicht dass seine Akklimatisation viel besser gewesen wäre.)

Am nächsten Tag ging es dann mit Crampons, Eispickel, Schlafsack, einer Menge anderem Zeugs und unserem Bergführer Julien, sowie einem zweiten Team mit Bergführer und zwei Belgiern, wie geplant Richtung Cotopaxi. Julien ist „the man“. Er war schon 703 Mal auf dem Cotopaxi und trainiert für den Everest; ich habe keinen Zweifel, dass er das mal schaffen wird (wenn das nötige Geld zusammenkommt, was hier eher das Problem zu sein scheint.) Nebenbei gelernt: dass ein Bergführer hier in einer Woche etwa soviel verdient wie ein Buchhalter in einem Monat. Beim Parkplatz vor dem Refugio merkt Julien dann, dass er seinen Harnisch im Berggasthaus eine halbe Stunde zurück hat liegen lassen. OK, sounds legit… während er zurückfährt, gehen wir jedenfalls schon einmal zum Refugio hoch (von 4600 nach 4800 m.ü.M.), was mit dem ganzen Gepäck und bei der Höhe gar nicht mal so unanstrengend ist. Von AMS-Symptomen bleiben wir aber derzeit verschont, auch wenn Matt keinen so guten Eindruck macht. Im Refugio verbringen wir den Nachmittag damit, jede Menge Tee zu trinken und „Arschlöchle“ nach belgischen Regeln zu spielen (Zur Klarstellung an die in Schweizer Kultur Unbewanderten: das ist nichts Perverses, sondern ein Kartenspiel 🙂 ) Am 5 Uhr sollten wir dann unsere Crampons anprobieren, wir spielten noch bis 5:20 fertig, gingen dann raus, und um 5:40 kam Julien und verpasste uns einen Anschiss, wir seien jetzt viel zu spät und wir müssten jetzt halt ganz ohne Training gehen. OK. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon fester Überzeugung, ich würde beim Gletscher umkehren… (Viele Gruppen gehen nachmittags zum Gletscher hoch, um dort etwas mit den Eisinstrumenten zu trainieren. Julien hält das für unnötige Energieverschwendung.)

Dann gab es um 6 Uhr Nachtessen und wir durften noch ein paar Stunden notwendigen Schlaf vorholen, bevor dann um 11pm Tag- bzw. Nachtwache war. Wer mich kennt, den wird es nicht erstaunen, dass ich von den viereinhalb Stunden etwa zwei Stunden wachlag und maximal etwa 2 Stunden schlief. Nach Nachtwache und „Morgen“essen ging es dann los. Zuerst „normal zu Fuss“ 1.5h bis zum Gletscher, dann tackerten wir uns unsere Crampons an, packten die Eispickel aus und seilten uns an, um auf dem Gletscher weiterzugehen.

Im Folgenden meine Gedanken kurz skizziert:

„Boah, das geht steil bergauf. Ich kehre eh beim Gletscher wieder um.“
„der Gletscher rutscht dir mindestens nicht so unter den Füssen weg wie der Scheiss-Vulkansand…“
„Warum genau tue ich mir das hier an?“
„Ist ja voll easy. Wir sind ja schon fast da.“
„verga verga verga verga verga“
„Hier gehts ja ganz gut…“
„Ich bin auf 5×00 Metern und kann immer noch atmen. Yay.“
„FUFUFUFUFUFUFU“
„blaaaaaaarrrrgghhhh“
Immer wieder mal zwischendrin: „Wie komme ich da je wieder runter?“
(Aber mein Vater hat mir ja als erfahrener Kletterer bibracht: abe chunsch immer :P)
und ab und zu, wenn wir auf einem engen Trampelpfädchen gingen und links an mir der Gletscher 100 Meter in die Tiefe ging: „ich werde hier sterben“
und das ganze mehr oder weniger alternierend. Irgendwann nach etwa 4.5 Stunden sagte dann Julien: „now comes the difficult part“ und welch Überraschung, er hatte Recht; ab dort war es mehr oder weniger ein permanenter Steilaufstieg… Wenn man jeweils meinte, die Arschlochstelle jetzt endlich überwunden zu haben, ging man um die nächste Ecke und die nächste Steigung wartete mit einem hämischen Grinsen. Nicht ohne ein klein wenig Stolz muss ich sagen, dass ich gegen Ende einiges besser dran war als Matt, der sehr sehr stark zu kämpfen hatte (was nicht heissen soll, dass ich auch nur im Geringsten gut aussah gegen Ende.) Aber gegen Ende nährte sich langsam die Gewissheit, dass wir es schaffen würden, wir waren zwar beide ziemlich fertig, aber die berüchtigte Höhenkrankheit hatte uns verschont und würde auf den letzten Metern wohl auch nicht mehr kommen.

Mit unseren immer häufigeren Pausen dauerte die letzte Stunde schliesslich etwa 1.5 Stunden, und wir erreichten die Spitze (5897 m.ü.M.) etwa um 5:40, so dass wir gerade noch das Ende des Sonnenaufgangs mitbekamen. Wow. Echt umwerfend. Ich spare mir Kommentare und poste einige Bilder. (Ich sollte noch einige zusätzliche Bilder von Julien und Matt erhalten, die ich euch auch nicht ersparen werde.)

Nachdem wir uns alle gegenseitig bejubelt und cool gefunden hatten, machten wir uns dann langsam auf den Weg zurück. Doch wer meint, der schwierige Teil sei jetzt überstanden, irrt sich; das Krasseste kam erst noch. Beim Aufstieg war ich am Seil in der einfachen mittleren Position und Matt hinten; Julien meinte, da ich jetzt weniger müde sei, sei es am Besten, wenn ich beim Abstieg vorne sei, da ich dann bessere Kontrolle und Balance hätte. (Ich? Kontrolle? Balance? Hahahaha!) Meine Bedenken aufgrund mangelnder Expertise halfen wenig, und so ging ich voraus und versuchte so einigermassen den Weg zu suchen…

Bis zu einem Abschnitt nach etwa 20 Minuten. Beim Aufstieg hatte ich schon 2 Mal gemeint, ich müsse sterben, aber die Stelle runterzugehen hat mich echt den allerletzten Nerv gekostet. Das ganze sah etwa so aus, dass ich an der Wand etwa 10 verschiedene Methoden ausprobierte, um einen Schritt weiter zu kommen, und bei jedem Schritt Julien in lautes Fluchen ausbrach und entweder „baja baja! no sube!“, „verga!“, „noooo!! con el FRENTE de los crampones!!! with the FRONT of your crampons! asi te vas a caer!!!“ oder irgendwas mit „puta“ rief. Irgendwie hatten wir die 5 Meter nach 25 Minuten und viel Adrenalin dann auch geschafft… auch Matt musste eingestehen, dass er so etwas bisher noch nie gemacht hatte.

Alle folgenden Stellen sahen dann von oben nach unten tatsächlich nicht mehr so schlimm aus wie umgekehrt 🙂 und wir kamen alle heil unten an (abgesehen davon, dass ich wohl wie ein erschossener Hund aussah; und auf dem Rückweg brutales Kopfweh bekam, obwohl ich beim Aufstieg so gut wie gar keine Probleme gehabt hatte – vermutlich durch Dehydrierung bedingt, da ich zwar genug getrunken, aber vermutlich alles direkt wieder herausgeschwitzt hatte; oder auch durch den Druckunterschied aufgrund des schnellen Abstiegs oder es war ein kleiner Sonnenstich…) Am Fuss des Refugios begegneten wir tatsächlich nochmals Sabrina und ihrem Freund, die auf Tagesausflug hier waren. Ist schon cool, wenn man sagen kann: Hoi! ich war gerade auf 5897m; und was macht ihr so? 🙂

Auf dem Rückweg nach Latacunga und nach 1.5 Liter Wasser verflog dann mein Kopfweh langsam und machte dem Fieber Platz, sodass ich auf dem ganzen Rückweg im Auto wach war, während die anderen friedlich den verdienten Siegerschlaf schliefen; in Latacunga nahm ich dann ein Neogrippal und ratzte auf dem Sofa weg, bevor ich gegen Abend wieder den Bus nach Quito nahm – und dort auch nicht mehr besonders viel machte, ausser Komplimente von anderen Hostelbesuchern zu kassieren und relativ bald schlafen zu gehen.

Im Grossen und Ganzen ein voller Erfolg, ich finde mich gerade ziemlich cool. Die Aktion gehört sicher mit zum Krassesten, was ich je gemacht habe… Ich habe erfolgreich gezeigt, wie man mit mieser Vorbereitung, kurzfristiger Organisation und ohne Erfahrung einen fast-6000er besteigen kann. Ein grosser Dank geht hierbei auch an meine Eltern für ihre Empfehlung von Gly-Coramin, das mich den halben Aufstieg lang auf den Beinen gehalten hat. Ohne das hätte ich es vermutlich nicht bis nach oben geschafft… Aber der nächste Vulkan wird vermutlich noch ein Momentchen auf mich warten dürfen, fürs Erste widme ich mich etwas weniger herausfordernden Tätigkeiten 🙂

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Ich hasse Banken

Ich hasse Banken, Geld, Überweisungen, Kreditkarten und all die Scheisse von ganzem Herzen. Ich bin seit 2.5 Monaten unterwegs und habe in dieser Zeit sicherlich mindestens die Hälfte meines Lebens damit verbracht, entweder von Bankomat zu Bankomat zu rennen, um irgendwo Geld zu bekommen, und dann das Geld in Sicherheit zu bringen, oder mit Banken zu telefonieren, um mein Geld zu bekommen, oder mit irgendwelchen Reiseagenturen zu telefonieren, weil sie ihr Geld nicht bekamen, oder stundenlang vor einer Bank Schlange zu stehen, um irgendwelche lumpigen 50$ auf ein Konto einzuzahlen, weil meine Kreditkarte übers Internet nicht ging, und ich dann gepflegt 2 Stunden über eine Rauschleitung in approximativem Spanisch mit den Herren der Flugagentur diskutieren durfte (für diese 50$ musste ich zuvor 3 Bankomaten ausprobieren), während sich irgendwelche Mehrbesseren mit 37 Einzahlungen und 20 einzulösenden Schecks mal gepflegt vorne in die Schlange stellen und das System noch einige Minütchen mehr aufhalten. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich schon am Telefon die immer gleichen Sicherheitsfragen beantwortet habe, um irgendeine stupide Frage zu meiner Kreditkarte zu stellen. Es geht mir echt dermassen auf den Sack…

Das ist übrigens nicht etwa ein Problem von Ecuador, das ging mir auch schon in Kanada und in den USA auf die Nerven.

Mein Wunsch für den Rest des 21. Jahrhunderts: alle Banken abfackeln, und dass unsere technisierte Menschheit, die schon vor 50 Jahren zum Mond fliegen konnte, es fertigbringe, irgendeine Art zu entwickeln, mit Geld umzugehen, ohne sich dabei zu Tode zu ärgern.

Ich habe fertig.

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Quito

Wie schon gesagt war ich mit dem 5-Uhr-Bus von Cuenca nach Quito unterwegs und kam dann um etwa 3 Uhr Nachmittags nach 10 Stunden Halbschlaf, aber gar nicht mal so unerholt, in Quito an, wo ich direkt mal als erstes von einem Taxifahrer abgezockt wurde (OK, 13$ statt 8.50 ist jetzt nicht die Welt, aber es hat sich schon stark so angefühlt, als ob er unbedingt noch ein paar Schleifen anhängen wollte) und dann im Hostel ankam, wo ich zu meiner grossen Überraschung, aber auch Freude, als erstes Sabrina* antraf, eine Bekanntschaft aus Cuenca, die ebenfalls ehemalige Sprachschülerin war und noch einige weitere Wochen in Cuenca verbracht hatte, während wir dort waren. Sie hatte sich den Tag angenehmer gestaltet, ausgeschlafen, den kurzen 30-Minuten-Flug aus Cuenca genommen, und einige Minuten vor mir im Hostel eingecheckt.

Seit dann verbrachte ich relativ viel Zeit damit, meine Pläne jeden Tag wieder über den Haufen zu werfen. Mein ursprünglicher, relativ ambitiöser Plan war darin bestanden, sonntags den „kleinen“ Vulkan Guagua Pichincha raufzulaufen, montags Galapagos last minute zu buchen und eine Cotopaxi-Klettertour zu organisieren, kurz das Wesentlichste von Quito anzuschauen, und Dienstag schon wieder abzuhauen (um eben besagten Cotopaxi oder zuvor zur Akklimatisation Rumiñahui zu besteigen.) Als ich dann mit Dominik (ein weiterer Schweizer, der sich in Quito eingefunden hatte) sonntags zum Fusse des Guagua aufbrechen wollte, stellte sich heraus, dass das gar nicht mal so einfach ist, innert nützlicher Frist dorthin zu kommen, rauf und runter zu gehen und vor Sonnenuntergang wieder zurück zu sein. Besonders wenn keiner aus dem Hostel-eigenen Reisebüro richtig weiss, wo man überhaupt durchgehen sollte. (Und das, obwohl sie eine Guagua Pichincha-Tour mit Guide anbieten.) Darum machte ich am Morgen schlussendlich gar nichts und verlängerte präventiv schon mal meinen Aufenthalt im Hostel. Nachmittags machte ich mich dann auf den Weg zum (im Gegensatz zum Guagua sehr einfach durch eine Seilbahn zugänglichen) Rucu Pichincha, wohin mich kurzentschlossen Steffi, eine Deutsche aus dem Hostel begleitete. Wieder einmal war die Welt klein – es stellte sich heraus, dass sie vor 6 Jahren in Cuenca in der Sprachschule war. (Ihr charmantes unverkennbares Rioplatense kam allerdings von einem längeren Buenos Aires-Aufenthalt 🙂 ) Nachdem wir von der Bergstation noch etwa zwei Stunden nach oben gelaufen waren und ich mir mit einem Bergsprint auf 43xx noch den obligatorischen Quasi-Herzkasper geholt hatte, zeigte sich der Himmel, kurz bevor wir wieder herunterfuhren, noch von seiner freundlichen Seite und wir konnten noch den Cotopaxi ganz sehen, der sich den ganzen Nachmittag lang geziert hatte.

Am Montag besuchte ich dann mit dem Amerikaner John das historische Viertel, wo wir etwas länger blieben als in meinem Hardcore-Schweizer-Stundenplan vorgesehen, sodass ich nachmittags erst relativ spät ins Gringoviertel Mariscal (voll von Bars und Reiseagenturen) kam, um meine Touren zu buchen. Das ist gar nicht mal so einfach. Nach langem Hin und Her, Cotopaxi-Climbs, die „quasi zu 100% bestätigt“ waren und dann doch nicht stattfinden konnten, und einem Dienstag, an dem ich eigentlich gar nichts gemacht habe ausser rumtelefonieren, diversen Banken auf den Sack gehen (dazu später mehr) und am Nachmittag dem sintflutartigen Regen zuzuschauen, und manchmal tiefsinnige und manchmal etwas weniger tiefsinnige Diskussionen mit verschiedenen Leuten aus dem Hostel zu führen, hatte ich dann endlich dank einem Tipp vom Hostel für Donnerstag eine Cotopaxi-Besteigung am Start sowie meine Galapagos-Tour ready. Daraus folgt auch, dass ich zwar etwa 3.5 Tage hier war, aber nur etwa einen Tag lang überhaupt Quito angeschaut habe 🙂

Somit machte ich mich dann am Mittwoch (nachdem ich nochmals den ganzen Morgen lang mich mit Banken beschäftigen durfte) auf nach Latacunga, wo wir dann am Donnerstag zum Cotopaxi aufbrechen würden.

Im Folgenden ein paar Bilder; die Aussicht auf den Cotopaxi ist aus dramaturgischen Gründen ans Ende gesetzt worden 🙂

* Ich habe keinen Bock mehr, die ganze Zeit Leute vage zu umschreiben, darum verwende ich ab jetzt einfach normale Namen. Wer sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlt, möge sich bitte per Kontaktformular an mich wenden.

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Deportivo Cuenca – LDU Quito 3-1

Unmittelbar vor meiner Abreise hatte ich doch noch die Gelegenheit, „mein“ Heimteam Cuenca für einen Match zu besuchen. Gast war das grosse Liga (LDU, Liga Deportiva Universitaria) Quito, eines der ~3 Topteams des Landes, das auch schon die Copa Sudamericana gewonnen hat. Dementsprechend erwartete ich eine Klatsche für das mittelmässig platzierte Cuenca. (Zur Info: Die grosse Fussball-Show in Ecuador spielt sich in den Grossstädten Quito (Liga, Deportivo, Nacional) und Guayaquil (Barcelona, Emelec) ab; Cuenca ist immerhin noch ein einigermassen erfolgreicher Club (soweit ich weiss, der einzige Club, der je die Meisterschaft gewonnen hat und nicht aus Quito oder Guayaquil ist), aber seine Beliebtheit jenseits der Stadtgrenzen hält sich doch eher in Grenzen.)

Doch wider Erwarten dominierte Cuenca das Spiel in der ersten Halbzeit und konnte mit einem Tor vorlegen. Von Liga waren wenig koordinierte Aktionen zu sehen. Nach der Pause setzte Cuenca direkt mit einem zweiten Treffer nach, was bis zu diesem Zeitpunkt dem Spielverlauf entsprach, verlor dann allerdings die Oberhand und wusste nur noch durch eine einigermassen kompakte Defensive den Vorsprung zu wahren, kam jedoch immer wieder durch Standardsituationen in kritische Situationen, die der Torwart (fragt mich nicht nach Namen) erfolgreich klären konnte. Entgegen dem Spielverlauf gelang Cuenca sogar noch ein dritter Treffer. Liga blieb aber weiterhin am Drücker und konnte noch einen Treffer landen, die beiden Tore Vorsprung im Rücken sorgten allerdings für einen gewissen Komfort auf Cuencaner Seite, sodass sie das Spiel bequem nach Hause schaukeln konnten.

Zum Auftritt der Supporter war ich positiv überrascht von der starken Auswärtspräsenz der Quiteños; ich würde sagen, sie waren optisch etwa gleichauf. Da Liga allerdings zu den Topvereinen gehört, ist auch die Frage, wieviele davon aus Quito kamen und wieviele einfach lokale LDU-Modefans sind 🙂 Stimmungsmässig war allerdings Cuenca klar vorne, was angesichts des Resultats auch nicht unbedingt überrascht. Ein Fangesang zieht sich hier üblicherweise über mehr als eine Viertelstunde; das ist aber auch nicht überraschend, da mehr oder weniger eine ganze Musikgesellschaft mit Trommeln, Rasseln und Trompeten den Takt finden muss und rasche Wechsel darum ziemlich unpraktisch wären 🙂

Witzig nebenbei, dass der Liga-Mannschaftsbus nach dem Spiel noch lange von Fans belagert wurde – um ihren Helden zuzujubeln. In der Schweiz würden sie Steine werfen… Überhaupt herrschte am Spiel eine sehr positive Grundstimmung und es war kaum Aggression unter den Zuschauern zu spüren.

Somit ein gelungener Einstand für meine Groundhopping-while-travelling-Tour 🙂

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Adios Cuenca

Nach vier Wochen (ich habe eine Woche Sprachschule angehängt) geht meine Zeit in Cuenca nun dem Ende zu. Die letzte Woche verlief ziemlich ruhig; vor allem deswegen, weil am letzten Wochenende viele Kollegen abgereist waren, die sich nun langsam über den Kontinent verteilen, und unsere Feststimmung entsprechend etwas getrübt war… Andererseits benötigte ich einen grossen Teil der Woche dazu, meine Reise etwas weiter zu planen. Ursprünglich wollte ich ziemlich in den Tag hinein reisen, ohne allzuviel Fixpunkte zu haben; es stellt sich allerdings (wenig überraschend) heraus, dass schon ganz wenige fixe Termine ausreichen, um den ganzen Plan für 3 Monate fast vollständig zu fixieren.

Der erste solche Termin war der Inca Trail, für den ich in einer Hau-Ruck-Aktion eines der letzten 20 Permits im November ergattern konnte. * Ich hatte eigentlich schon gar nicht mehr damit geplant, den Haupt-Inca-Trail zu laufen, sondern den alternativen Salkantay, wurde aber dann von einer Mitschülerin überzeugt, dass ich die Gelegenheit ergreifen sollte, falls ich noch ein Permit erhalten könne, was ich dann auch in letzter Sekunde noch schaffte. Den zweiten Fixpunkt bildet das Fussballsaisonende in Argentinien, da ich unbedingt noch ein Spiel dort sehen möchte. Damit durfte ich also schon ziemlich rumtüfteln, was möglich und sinnvoll war, wobei auch das Reisebudget natürlich eine Rolle spielt – einige Flüge hier sind lächerlich teuer; die Bus-Alternative ist manchmal aber so langsam, dass man versucht ist, auf das Geld zu s***en. (Ich habe wenig Probleme mit dem Busfahren an sich, die 10-Stünder sind ganz OK, aber 2.5 Tage zu fahren und sich dabei nicht mal etwas anzusehen, finde ich recht grenzwertig…) Manchmal sind die vorgeschlagenen Flugrouten zudem recht abenteuerlich. Die günstigste Flugroute von Guayaquil nach Lima geht über Panama… Bla blub das hier liest eh niemand mehr, da schon alle eingeschlafen sind.

Naja ich will euch nicht länger mit diesem Blabla langweilen. Jedenfalls habe ich jetzt einigermassen einen Reiseplan zumindest bis Buenos Aires. Aufgrund etwas unglücklicher Planung nicht meinerseits zog ich leider nicht am Freitag Richtung Chimborazo los – ehrlich gesagt war das Projekt auch ziemlich ambitiös, finde es aber dennoch sehr schade. Jedenfalls den beiden, die jetzt dennoch gehen, alles Glück, das nötig ist!

Mein Reiseplan ist demzufolge jetzt erstmal Quito, und ich hoffe, von dort aus Richtung Cotopaxi gehen zu können oder direkt Richtung Galapagos zu fliegen. Einem so bequemen Menschen wie mir fällt es immer schwer, vom bequemen Alltagsleben in der Stadt wegzugehen in die harte Action des Backpack-Reisens, gerade da ich Cuenca und die Schule sehr mochte und mich in der Stadt gut eingelebt hatte; allerdings macht das Planen auch ziemlich Laune darauf, all das ganze Zeug dann auch wirklich zu sehen. Trotzdem mit einiger Melancholie verliess ich dann Cuenca am Samstag Morgen mit dem 5-Uhr-Bus auf dem Weg nach Quito. Adios Cuenca, te extrañaré!

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Cajas

Letztes Wochenende waren wir auf Schulexkursion im Cajas-Nationalpark knapp eine Stunde von Cuenca. Anbei ein paar Eindrücke.

Höhepunkte (literally): 4278 (?) m.ü.M. im Cajas. Mein höchster Punkt ever bisher. Ich musste natürlich direkt einen Sprint zum Aussichtspunkt einlegen, was mein Herz oben schon etwas zu spüren bekam. Werde mich allerdings daran gewöhnen dürfen, wenn ich noch Anderes vorhabe in Sachen Anden-Trekking/Mountaineering 🙂

Der Ausflug bekam eine leichte Abenteuerkomponente dadurch, dass wir einen >60-jährigen, nicht sehr trittsicheren Amerikaner (über den ich, aus völlig anderen Gründen, nicht mehr so positiv denke wie auch schon) einige Male aus Löchern herausholen durften, in die er hineingefallen war… Für mich und für die meisten war die Wanderung allerdings technisch ziemlich machbar und ich fand die Höhenluft jetzt nicht allzu dramatisch. Alles in allem eine coole Expedition, die aus Cuenca sicherlich zu den Must-do’s gehört…

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Cuenca à la Touri

Nach 3 Wochen hatte ich es dann immerhin auch mal geschafft, auf den klassischen Rundfahrts-Touribus zu hüpfen. Anbei einige Eindrücke, zu geniessen mit einem Teller Reis.

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La Selva

Da wir ein langes Wochenende vor uns hatten (Freitag frei aufgrund der Fiestas de Guayaquil, was irgendein nationaler Feiertag mit mir unklarer Bedeutung ist), entschlossen wir uns zu dritt, ab Donnerstag Nachmittag einen Ausflug in den Dschungel zu unternehmen.

Doch nicht so schnell. Für zwei unserer Mitschüler war dies die letzte Woche, und daher wollten wir am Mittwoch ein letztes Mal gross feiern gehen. Das taten wir auch – mit grossem Elan und dem Ergebnis, dass ich nachts um 3 in irgendeinem Bruchbudenrestaurant am anderen Ende der Stadt mein Portemonnaie verlor, welches ausnahmsweise (das ist sonst absolut nie der Fall) sowohl meine Kreditkarte als auch meine Postcard beinhaltete. (Mir ist immer noch nicht so ganz klar, warum gerade dieses Restaurant unser Ziel war.) Donnerstagmorgen hatte ich daher nicht nur Probleme, aufzustehen, sondern auch Stress damit, Post und Bank zu erreichen, Karten zu sperren und zu versuchen, neue zu erhalten. Ich habe zum Glück noch eine dritte Karte mit Geld, diese muss aber jeweils beladen werden und hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 400$ geladen. Das war also die ganze Barschaft, die mir zur Verfügung stand.

OK, jedenfalls hatte ich dann keine andere Wahl, als am Nachmittag mit meiner letzten Karte nach Norden nach Riobamba loszufahren. (Die anderen beiden hatten sich den Morgen auch gleich freigenommen und noch einen Umweg über den berühmten „Nariz del Diablo“ gemacht.) Auf dem Bus hatte ich eine wundervolle Konversation mit einem Ecuadorianer, der zwar sehr viele Fragen stellte und irgendwie interessiert wirkte, aber selber relativ sehr wortkarg war, sobald man ihn dann selber etwas fragte… Schlafen war dagegen Fehlanzeige, da ich direkt vor dem Fernseher sass, der in ungesehener Lautstärke Filme zweifelhafter Qualität zum Besten gab.
Nach 6.5 Stunden Fahrt kamen wir dann in Riobamba an, wo ich im Hotel auf die Anderen traf sowie auf zwei mitgefahrene Österreicher, die ebenfalls derzeit in Cuenca wohnen. Am Rande bemerkt kostete das Hotel 14$ und war bequemer, sauberer, schöner und sympathischer als andere, weniger günstige Hotels, die ich auf meiner Reise besucht habe (und stank nicht grauenhaft). Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus weiter nach Puyo, wo mein Glück in Sachen Sitznachbarn erneut auf die Probe gestellt wurde. Diesmal traf es mich mit einem nationalistischen ecuadorianischen Studenten, der immer noch betrunken von letzter Nacht war und dessen Fahne jeden möglichen alternativen Geruch im Keim erstickte. Er erklärte mir wortreich, wie sehr er Ausländer hasse und dass er eigentlich jeden gerne verprügeln würde (passend dazu war sein rechter Arm gebrochen). Ich hingegen, ich sei extrem cool und er finde mich super. Aber alle anderen Ausländer hasse er. Hm. (Wie immer ist „Siiii…“ in jedem Gespräch sehr hilfreich.)  Der Rest des Gesprächs drehte sich darum, dass Antonio Valencia der absolut beste Fussballspieler auf der Welt sei und alle Länder Ecuador um ihn beneiden, und ebenfalls darum, dass Ausländer scheisse seien (ich hingegen ganz OK.) Es hat mich nicht extrem gestört, dass er dann mal einschlief.

(Etwas Reis für zwischendrin: )

Jedenfalls sind wir dann mit der Guide-in in den Dschungel gefahren (in eine „comunidad indigena“, mit Holzhütten und Hängematten), haben Affen, Tapire (ok nur einen Tapir, aber der war der Hammer), Spinnen und leuchtende Käfer gesehen, sind Kanu gefahren und in Hängematten gelegen und haben sonstiges gemacht (siehe Bilder). Alles in allem eine tolle Expedition, ein wenig getrübt durch den Fakt, dass am Ende 150$, die ich in der Holzhütte gelassen hatte (zu diesem Zeitpunkt fast mein letztes Hab und Gut) sich in Luft aufgelöst hatten und ich damit insgesamt noch Zugriff auf ca. 200$ hatte, was gar nicht mal so viel ist, wenn man noch 3 Monate Reisen vor sich hat. (In der Zwischenzeit bin ich allerdings wieder liquid, also man braucht sich um mich keine Sorgen zu machen 🙂 )

Auf dem Rückweg von Puyo nach Riobamba entschloss sich der Busfahrer aus unerfindlichen Gründen, statt der direkten, schnellen Autobahn eine Schotterstrasse quer durch die Berge zu befahren, was uns zu der ersten echten südamerikanischen Bus-Experience verhalf (ich sass auf dem Fenster zur Talseite und konnte jeweils in den Abgrund blicken, wenn wir Kurven fuhren.) Witzigerweise war die Strasse schlussendlich gleich schnell wie die Autobahn auf dem Hinweg… Von Riobamba aus erwischten wir dann den Henker persönlich als Busfahrer, der durch interessante Überholmanöver in so gut wie allen Verkehrssituationen (Linkskurve, Rechtskurve, Lastwagen auf durchgezogenen Linien überholen, rechts überholen, drei Lastwagen hintereinander durch den Nebel überholen, was auch immer ihm gerade sinnvoll erschien) uns in unglaublichen 4.5 Stunden zurück nach Cuenca brachte, wo ich dann mehr oder weniger direkt schlafen ging. Ich persönlich fand es witzig, andere waren während der Busfahrt etwas nervös; aber ich vermute, an sowas sollte man sich hier einfach gewöhnen 🙂

Cliffs: minus 2 Kreditkarten, minus 150$, plus a bunch of funny experiences.

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Paute y Ingapirca

Anbei einige Eindrücke von meinem ersten Wochenende hier…

Am Samstag war ich eingeladen, mit der Gastfamilie nach Paute zu fahren, um einen Verwandten zu besuchen. Um 10 Uhr ecuadorianischer Zeitrechnung (also um 12 Uhr) fuhren wir (meine Gastmutter Estela, die Tochter, ihre zwei Kinder, der Schwiegergrossvater) los und kamen dann zum Mittagessen, wo ich schon zum zweiten Mal Meerschweinchen essen durfte – diesmal aber von einem Profi richtig kalkuliert 🙂 Das Anwesen von Enrique (ein Schwieger-Irgendwas) ist absolut umwerfend. Sie bauen auf eigenem Grund Zuckerrohr, Papaya, Avocado, Kaffee, Bananen und sicherlich noch mehr an, haben eine riesige Bewässerungsanlage, und – der absolute Brenner – eine eigene Destillerie, wo sie eigenen Rum und Tequila fermentieren/destillieren. (Das ganze aber nicht hauptberuflich, wenn ich das richtig verstanden habe – ich glaube, er ist pensionierter Arzt.) In der Vorratskammer lagern um die 2000 Liter Rum. Enrique wurde denn auch nicht müde, uns immer wieder Cuba Libres zum „Probieren“ zu geben. Ich war etwas um unseren Fahrer besorgt, bis ich realisierte, dass er auf dem Rückweg nicht mehr selber fahren würde. Unter anderem hielten es die beiden für eine gute Idee, mal rasch den Feuerlöscher zu testen (denn man sollte ja wissen, wie sowas funktioniert). Zu diesem Zweck stellten sie dann spontan mal aus trockenem Zuckerrohrabfall einen Feuerturm auf (natürlich direkt neben dem Holzhaus, für welches die Feuerlöscher eigentlich gedacht sind) und fackelten ihn ab. Glücklicherweise funktionieren die Feuerlöscher tatsächlich. Aber nach dem ersten musste man natürlich auch noch den zweiten testen, man weiss ja nie 🙂

Am Sonntag waren wir mit der Schule auf Exkursion bei den Inka- und Cañar-Ruinen in Ingapirca sowie auf dem Markt in Cañar; da hier ein Kommentar wenig hilfreich ist, einfach nur Bilder 🙂

Achja, bevor ich es vergesse: anbei ein Teller Reis.

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Willkommen in Südamerika

Wilkommen im Südamerika. Ab jetzt gibt es zu jedem Post einen Teller Reis:

ein Teller Reis

Aber mal von Anfang an. Jedenfalls durfte ich ja frühmorgens auf den Flieger, um von San Diego nach Houston und von dort nach Quito (Ecuador) zu fliegen. Eigentlich wollten sie mich schon gar nicht erst auf den Flieger lassen, weil ich keinen Rückflug aus Ecuador besitze (und damit eventuell Einreiseprobleme haben könnte); aber nachdem ich mich ein wenig dumm stellte und „I don’t understand you“ sagte, durfte ich dann trotzdem mit.

Nach einem langen Flug mit einigen Stunden Zwischenstopp in Houston (wo ich fast den Anschlusflug verpasste, weil meine Uhr weiterhin nach San-Diego-Zeit lief) kam ich dann in Quito an. Von der Stadt selbst sah ich allerdings nicht besonders viel; ich wurde nachts ins Hotel transportiert, wachte relativ spät morgens auf und konnte noch kurz einige Stunden das Quartier ums Hotel erkunden, bevor ich dann schon wieder auf den Flughafen sollte, um nach Cuenca geflogen zu werden. (Nebenbei konnte ich schon ein erstes Mal die südamerikanische Mentalität erfahren… eigentlich sollte ich um 4 Uhr von der Sprachschule abgeholt werden; am 20 nach 4 fragte ich dann mal mit meinem maroden Spanisch die Hotelreception an, die sich dann erkundigten. Die Auskunft war mehr oder weniger, dass sie heute nicht kämen; den Transport organisierte dann stattdessen das Hotel 🙂 )

Spätabends kam ich dann in Cuenca an und wurde von meiner Gastfamilie empfangen und nach Hause gefahren (wobei ich direkt die relativ liberale Auslegung einiger Verkehrsregeln hier miterleben durfte), viel passierte dann an diesem Tag nicht mehr 🙂

Jetzt bin ich also hier in Cuenca für 4 Wochen in der Sprachschule. Cuenca ist zwar die drittgrösste Stadt in Ecuador, aber mit seinen ca. 300’000 Einwohnern eine Dimension kleiner als die Moloche Quito und Guayaquil (je 2-3 Millionen).

Ich habe mich gut eingelebt hier. Unsere Schule liegt im Cuencaner Altstadtquartier (übrigens Weltkulturerbe). Die Strassen sind alles Steinpflaster, und die Stadt fühlt sich richtig südamerikanisch an (im Gegensatz zu Quito bzw. dem einen Quartier, was ich dort gesehen habe; das schien mir gar nicht so anders als eine normale Stadt…) Es ist irgendwie krass, die Autofahrer, die wie die Henker links und rechts überall vorbeibrettern, oder das relativ „zufällige“ Verhalten einiger Leute, fallen mir schon gar nicht mehr auf. Ich habe mich auch völlig daran gewöhnt, dass jedes Busticket 25 Cent kostet und ein Taxifahrer, der für die Strecke von mir zuhause in die Altstadt mehr als 2$ will, ein Abzocker ist, und ich laufe auch schon mal direkt wieder aus einer Bar hinaus, wenn der Mojito 5$ kostet. (Allerdings habe ich auch hier noch keinen Nutzen für Pennys ergründen können. Das ist echt die nutzloseste Münze der Welt; ich habe einen kleinen Berg Pennys in meinem Reisegepäck, die ich wohl irgendwann als Wurfgeschosse o.ä. benutzen werde.)

Nur die „ecuadorianische Zeitrechnung“ ist für einen Hardcoreschweizer wie mich immer noch gewöhnungsbedürftig, da absolute Öffnungszeiten oder Termine eher etwas relativ angesehen werden… Ich habe mich aber auch schon gebessert diesbezüglich 🙂

Ich selber wohne etwas entfernt von der Schule in einer sogenannten „urbanizacion familiar“. Das ist (soweit ich das verstanden habe) eine kleine Privatstrasse mit einigen Häusern, die alle derselben (Gross)Familie gehören. (Scheinbar war das einmal ein Bauernhof und wurde dann überbaut.) Ich wohne beim Grossmütterchen der Familie, wo auch noch ein (erwachsener) Sohn wohnt. Das ist manchmal recht verwirrend, weil sie 9 Kinder (und mehr Grosskinder) hat, von denen zum Mittagessen, oder am Nachmittag, immer wieder einige vorbeikommen, die ich alle kaum unterscheiden kann. Wenn sich die Tischgespräche dann um irgendwelche familiären Connections und Probleme drehen, habe ich natürlich kaum eine Chance, dabei richtig mitzukommen. Die Grossmutter selber (Estela, über 90 Jahre) ist sehr nett und lieb, aber ich werde manchmal nicht wirklich schlau aus ihr… sie ist nicht extrem kommunikativ, aber sie ist sehr begeistert davon, ca. 100 Mal am Tag „¡¡¡Ya, Miguelito!!!“ zu sagen. (Das liegt aber nicht daran, dass sie irgendwie geistig nicht mehr da wäre. Sie kann sehr lebendig über eines ihrer unzähligen Familienmitglieder diskutieren.) Die Familie ist aber sehr nett und hilfreich. Als ich etwa versuchte, mich über ecuadorianische SIM-Karten mit 4G zu informieren, ging das etwa so:

– Quieres una SIM? ¡Vamos al Mall, venga venga!
Im Supermarkt am Movistar-Stand:
Michele: – ¿Hay una SIM prepagada que tiene conexión Internet tambien?
Verkäuferin: – Si, hay esto grblschschgrbmlschmsl asdklfdfhkajsdhflkjasd. Es tres dollares para el chip y veinte para el internet.
Michele: Si…
Etwa 6 Familienmitglieder: – Hrgasldcdfhlkjasdhflkjas juntas alsdkjfhalkdjsh flakjsdhf kasdhf lkjasdhf lkashdlkfj ¡hasdlkjfh por que lkajsdhf! Llkasdhf lkashdlfkjh aslkjdhflku asyherqw oieutyweroi tywi uert. ¡Si, que balsdajfalkjsdflkjasdh!
Michele: Si…
In der Folge diskutieren die Mutter und 2 Töchter etwa eine halbe Stunde mit der Verkäuferin, sie klickt etwa 100 Mal auf einem Handy mit der SIM-Karte herum, und sie tauschen irgendwelche Passdetails aus, da die Karte auf ecuadorianischen Pass registriert werden muss. Oder so. So ganz habe ich eigentlich nicht verstanden, was sie mir verkauft haben. Ich zahle jedenfalls schlussendlich 23$ und will eigentlich noch 10$ draufladen, was blankes Entsetzen auslöst, da eigentlich niemand hier je mehr als 3 oder 6$ auf das Handy lädt. Jedenfalls habe ich wenig verstanden, aber mein Handy funktioniert bestens.

(Zu bemerken ist, dass Cuencaner nicht völlig akzentfrei reden. Anders als die Argentinier, die scheinbar für das „ll“ ein „sch“ aussprechen, wird hier das „sch“ für das „rr“ sowie in einigen anderen Situationen verwendet, die ich nicht so recht verstehe. Langsam, langsam gewöhne ich mich dran, aber meine Gastmutter hat gutes Talent, ab und zu ein mir völlig unverständliches „Bregschschschestados queschsch el peschscho“ abzudriften. Zum Glück gibt es die sehr nützlichen Antworten „¡Si!“ und „Más o menos“, die eigentlich in jeder Lebenslage weiterhelfen.)

Allerdings verbringe ich sowieso nicht extrem viel Zeit zuhause. Ich bin jeweils morgens in der Schule, nachmittags am Nachschlafen (da die Schule um 7:45 beginnt) und Aufgabenmachen (ja, tatsächlich!) oder in der Stadt, und abends mit unserer Gruppe unterwegs, um Cuenca unsicher zu machen. In der Sprachschule sind (wie nicht anders zu erwarten) ca. 90% Schweizer (dazu einige Amerikaner und ein Deutscher). Damit kommen wir zwar nicht dazu, in der Freizeit extrem viel Spanisch zu sprechen, aber haben ziemlich viel Spass und unternehmen viel. Cuenca ist eine Super-Stadt und gerade für einen solchen Sprachaufenthalt ideal, da die vergleichsweise kleine  Stadt irgendwie verständlich ist und man schnell das Gefühl bekommt, sich hier auszukennen. Vieles konzentriert sich in der Altstadt, wo es ein Zentrum mit einem Haufen kleinen Lädelis und Märkten gibt, diverse Bars, Restaurants und einige Clubs. (Zum Leidwesen einiger hier Mitlesender aber keine Kiosks mit Magazinen. Kein Mensch liest hier Magazine; wenn man gut sucht, findet man eine Menge Frauen- und Mamiheftli und ein oder zwei Fussballmagazinen.) Das Einzige, was mir wirklich negativ auffällt, ist die Luft. Gerade die Stadtbusse (die mehr oder weniger ohne Fahrplan und mehr oder weniger regelmässig durch die Stadt zirkeln, aber eigentlich alles sehr gut abdecken) blasen jede Menge hässlichen schwarzen Rauch in die Luft, und wenn man einen Nachmittag in der Stadt unterwegs ist, zieht es ganz schön in die Augen mit der Zeit. Jedenfalls habe ich viel Spass da, es geht mir bestens und ich will (schon wieder) nicht weg von hier; und werde auch alle Gefährten von hier vermissen, von denen einige schon diese Woche abreisen (¡que nos veamos otra vez!). Eine Woche habe ich noch, dann werde ich nordwärts ziehen, mich mit 2 Kollegen von hier an einem Vulkan versuchen (toca madeira) und dann auf die Galapagos fliegen, und dann, und dann, sehen wir dann noch 🙂

Im Anhang einige Bilder, ein Schnappschuss von Quito, erste Eindrücke von Cuenca, und meiner Behausung. Unter anderem auch ein Meerschweinchen vor und nach dem Essen (wobei sich herausstellte, dass die Dinger zwar eine Delikatesse sind, aber 3 Meerschweinchen für 15 Leute etwas konservativ gerechnet sind 🙂 )

Challenge: das Sudoku im letzten Bild lösen.

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